Feminismus und eine elektronische Revolution?

Während der letzten Wochen unterhielt ich mich viel mit meiner Freundin über Schönheitsideal, Normen und geltende Frauenideale, wie Frauen sein / aussehen sollen. Denn immerfort geht es mehr um das Aussehen von Frauen, als darum, wie Frauen sind. Wir kamen dazu, daß die Medien eine normenbestimmende Macht sind, und viele sich Norm und Ideal unterwerfen. Ich habe nicht mehr vor, mich deswegen zu beschweren, will jedoch statt dessen einen Vorschlag machen zu der Frage, was erreichbar ist, will die Möglichkeiten und die freie Arena aufzeigen, wo wir unsere Geschichte erzählen können, unsere völlig eigene Geschichte, denn das Persönliche ist nach wie vor politisch.

Wir haben also festgestellt, daß Massenmedien Macht bedeuten (vergiß im Übrigen nicht, daß unter Macht nicht nur Regierung, Unternehmensbonze und Medienriese Bonniers zu verstehen sind. Macht und Machtstrukturen finden wir auch in nächster Nähe; innerhalb der Familie, in sexuellen Beziehungen, des Tags, auf der Arbeit, bei der Arbeitsvermittlung, überall gibt es sie, decke sie auf, mache sie dir bewußt und zerstöre sie!), und begeben wir uns in deren Salon, müssen wir uns mit deren Verhältnissen herumschlagen. Wer sich dort befindet, hat sich anzupassen. Wir müssen etwas Neues bewirken außerhalb deren Rahmen, andere Wege finden. Ich meine nicht, das sei schlecht, im System herumzuwühlen, das ist hart und verdrießlich, doch ich glaube, daß mein Vorschlag einfach sein kann, sowohl darinnen zu sein, als auch Zugang dazu zu haben.

Wir leben in einer Informationsgesellschaft und müssen folglich: informieren. Aber wie, wenn wir dem ausweichen wollen, Marionetten dieser Massenmedien zu werden? Es gibt (was Maria-Pia Boëthius in dem Medium / Pressenummer Bang bemerkt) Möglichkeiten. Es gibt andere Wege. Es gibt kleine Zeitschriften und es gibt Web / Internet / Homepages (und es gibt andere Plattformen zum Verbreiten der eigenen Botschaften: Pullover, Tätowierungen, Plakate im Wohnungsfenster, Spukkis, kurze, an´s Auto geklebte Texte u. s. w.) Wir betonen es noch einmal: Es gibt das Internet. Das Internet ist ein weltumspannendes Netz, ständiger Tigel für Ansichten, Gedanken und persönliche Berichte. Unsere Berichte und persönliche Geschichten. Unser Leben und Ideen und Träume. Unser Leben ist das Resultat der Kultur, in der wir leben. Unser Leben und unsere Berichte sind Kultur.

Laß uns unser Leben dokumentieren, um eine Alternative anzubieten zu dem Wirklichkeitsersatz, welchen wir durch Fernsehen, Film und Zeitung erhalten. Laß uns reden von dem, was wir können, schreiben von dem, was wir können und wollen und von dem, wessen das bedarf. Davon, daß wir Menschen sind mit individuellen Unterschieden, nicht gebunden an unser soziales Geschlecht.

Ich denke, daß wir die Technik ausnutzen müssen für das beste aller Ziele, das Schaffen einer Kultur mit eigenen Berichten, Tagebüchern, Gedanken, Texten, Poesie und Photografien. Laßt uns unser Leben dokumentieren und aufzeigen, wie alles hier ist, wo wir leben. Je persönlicher desto interessanter und wichtiger. Denn ist etwas persönlich und echt, dann können wir uns gegenseitig wiedererkennen, sagen "Aha, ich bin nicht alleine", " wir sind mehrere, die das Gleiche erleben". Und durch das Web werden wir nicht einsamer, wir werden viele und wir bedrohen eine zentralisierte Macht, die uns gleichschaltet und in Gruppen einteilt.

Wir alle haben eine Philosophie, wir glauben Dinge, wir leben und atmen und sind. Schreibe davon! Erstelle eine Homepage und schreibe davon, laß andere lesen und zustimmend nicken. Alle Berichte sind interessant, vielleicht nicht für alle, aber doch für viel mehr, als wir vielleicht ahnen. Kannst Du keine Homepage erstellen, sei eine Genossin. Kannst Du nicht schreiben, bitte eine Genossin. Berichte jemandem, dem Du vertraust, und bitte sie / ihn, für Dich zu schreiben. (...) Laß uns reden und beraten und sagen "Dies hier ist das Wahre!".

Das Internet ist ein Medium für uns alle, alle haben Zugang dazu. Das Internet wird von niemandem besessen, und niemand kann es steuern (aber man kann es versuchen). Internet, das sind tausend, millionen Menschen. Stell Dir vor, alle würden ihre eigenen Geschichten erzählen! Stell Dir vor, alle wir Feministinnen hätten eigene Homepages, auf der wir mit eigener Stimme sprechen würden, über die ganze Welt! Stimmen, die nicht steuerbar sind durch andere innerhalb von Politik, Betrieb oder Deiner Zeitungsredaktion. Das Internet gehört allen, und wir alle leben in einer Informationsgesellschaft, laß uns jetzt die Macht dezentralisieren. Laß uns Cyber-Feministinnen sein. Das Persönliche ist Medium, und das Web ist das Medium für die Massen.

 

© by Feministik-feminismer och feminister

©Angelika Friedrich, Jan. 2000

http://www.schwedenecke.de/

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