Geschlecht und Gender

Die Bedeutung von Geschlecht und Geschlechtszugehörigkeit ist sozial konstuiert, und damit ist das Geschlecht politisch. Das ist ein grundlegender feministischer Gedanke. In der Stunde, da wir geboren werden, sind wir biologische Geschöpfe von maskulinem oder femininen Geschlecht. Doch schon in derselben Stunde beginnen wir, uns zu sozialen Wesen zu formen. Wir erhalten ein soziales Geschlecht, Gender. Dies geschieht von außen aufgrund der Kriterien, die die Gesellschaft aufstellt, was sie für männlich bzw. weiblich bestimmt. Innerhalb der Feminismusforschung sind Gendersysteme eine Methode zur Beschreibung, wie und aus welchem Grund verschiedene Gesellschaften ihre Auffassung bzgl. des Geschlechtes. Das Gendersystem geht einen Schritt weiter als die Patriearchatstheorien in die Richtung, die Unterordnung von Frauen im historischen Zusammenhang in Frage zu stellen.

Frauenunterdrückung gibt es seit Jahrtausenden in der Menschheitsgeschichte. In jeder Klassengesellschaft gibt es Formen von eben diesem gesellschaftlichen Bedürfnis. Die Reproduktion ist die materielle Basis des Patriarchats. Die Familienstruktur, der geschlechtsspezifische Arbeitsmarkt, männliche Dominanz im regierenden Organ, Prostitution, Vergewaltigung, Mißhandlung, festigen die Dominanz der Männer über die Frauen.

Das Genussystem baut auf zwei Prinzipien auf: geschlechtliche Differenzierung und Männer als Norm. Das erste Prinzip ist daß weiblich und männlich nicht vermischt werden soll (...) - eine wichtige Strategie zum Bewahren des Systems. Frauen und Männer werden als von Natur aus verschieden betrachtet. Allso sollen sie unterschiedlich behandelt werden. Das andere Prinzip ist, daß Männer das "Normale" und Frauen das "Abweichende" seien. Frauen und Männer beschäftigen sich mit unterschiedlichen Dingen, und das Männliche wird für wertvoller gehalten. Fraueninteressen werden als Sonderinteressen betrachtet. Nach diesem Prinzip erstellt die Gesellschaft einen Geschlechtervertrag, welcher die Beziehung zwischen den sozialen Geschlechtern auf sozialer, oekonomischer und politischer Ebene regelt. Unterschiedliche historische Epochen haben ihre verschiedenen Geschlechterverträge, ihre eigenen ungeschriebenen Gesetze.

Der Geschlechtervertrag umfaßt Arbeit, Interessen- und Kompetenzbereich, Gedanken, Eigenschaften, Aussehen, Sexualverhalten und angemessene Stellung zu finden. Die Vorstellung vom sichtbaren Geschlecht bestimmt die Rolle und die Aufgabe, die uns nach diesem Kontrakt zugeteilt wird, und die ständig reproduziert wird durch Erwartungen und Vorstellungen bzgl. des Geschlechts sowohl in der Gesellschaft als auch beim Individuum. Dadurch werden wir in einer Geschlechterordnung erzogen und nehmen diese als gegeben. Der Mann erlangt durch das Patriarchat seine Überordnung. Frauen ihrerseits tragen selbst auf unterschiedliche Weise bei zu der Erlangung ihrer Unterordnung, unbewußt oder wissentlich bekräftigen sie die Überordnung der Männer. Der Geschlechtervertrag kann unausgesprochen sein, so wie es sich durch die Geschichte zieht, aber er kann eben so gut endlich thematisiert werden.

Heutzutage kann Schweden Arbeit, Eigentum, Anstellung, wahre Gemeinsamkeit für beide Geschlechter. Gleichberechtigung ist der Begriff, welcher sich im Staatsapparat etabliert hat und in gewissem Unfang eine Prestigesache im Arbeitsleben bleibt. Nach wie vor dominieren Vorstellungen vom anderen Wesen der Frau, welches die ganze Zeit über der Diszanz Nahrung gibt. Die normbestimmende Bedeutung des Mannes ist noch immer stark.

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©Angelika Friedrich, Jan. 2000

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