Frauen und die globale Ungerechtigkeit

Die ungerechte Weltordnung schlägt besonders gegen die Frauen. Frauen verrichten zweidrittel der Arbeit in der Welt, erhalten jedoch nur ein zehntel des Einkommens. Ein hundertstel des Gesamtvermögens auf der Welt ist im Besitz von Frauen. Das bedeutet, daß die meisten Armen der Erde Frauen sind.

Die Weltwirtschaft wird von den traditionellen Betrieben mit Basis in den USA, Japan und Westeuropa dominiert. Die ärmeren Länder werden durch ihre Schuldenbelastungen von der reichen Welt in eisernem Griff gehalten. Auf diese Weise wird die ungerechte Weltordnung konserviert. Die große internationale Ungerechtigkeit wird offenbar in der Tatsache der Waffenexporte und militärischen Rüstung, der Ausbeutung der Rohstoffe und Umweltverschmutzung durch die reiche Welt. Doch auch in der Tatsache der patriarchalen Machtausübung welche sich in Religion, Korruption Regimen mit vollkommener Macht, Militär und sexueller Gewalt kanalisiert.

Es gibt eine deutliche Verbindung zwischen Waffenhandel, Weltarmut und Frauenunterdrückung in der Welt. Ein großer Teil der Waffenexporte geht in eine Menge armer und undemokratischer Regime. In diesen Ländern verwenden die Regierungen ihre begrenzten Ressourcen in das Investieren in tödliche Waffen anstatt in Ausbildung, Wohnraum und Gesundheitswesen. Diese Waffen töten zweifach. Zum einen weil sie demokratische Bewegungen niederschlagen. Zum anderen töten sie, weil sie die Investitionen in für Frauen lebenswichtigen Bereichen vorenthalten. Ein Beispiel: Für 9 Milliarden Dollar könnte die Wasserfrage, welche in jeder Hinsicht eine drückende Bürde darstellt, für die Frauen zur Landbebauung gelöst werden. Für 20 Milliarden Dollar sollte es möglich sein, Kindergesundheitspflege und Mütterberatung in den armen Teilen der Welt auszubauen. Das kann den gesamten Militärausgaben der Welt, welche 800 Milliarden Dollar betragen, gegenübergestellt werden. (UNDP 1995)

Das Ausgesaugtwerden der armen Länder durch die reichen Länder führt zu ansteigenden Flüchtlingsströmen. Die Mehrzahl der Flüchtlinge bleibt zurück in ihren Nachbarländern. Die meisten sind Frauen und Kinder. Doch einer geringen Anzahl von Frauen glückt es, in die reichen Länder zu gelangen. Dort zeigt sich oftmals, daß das Problem nicht aus der Sicht ihrer Situation als Frauen, dem untergeordneten Geschlecht, gesehen wird.

Ein Zeichen für die tiefe Verankerung des Patriarchats in der Religion ist das wachsende Interesse für religiösen Fundamentalismus, insbesondere in dessen staatstragender Form. Die Praxis dieser patriarchalen Unterdrückungsideologie bedroht Frauen buchstäblich an Leben und Gesundheit. Jeglicher Fundamentalismus, und dies unabhängig von der Religion, ist antidemokratisch und zielt auf uneingeschränkte Machtausübung mit Halt in der Religion.

Das, was die dominierenden fundamentalistischen Regime auf religiöser Basis in der Welt verbindet, ist die vollständige und absolut offene Leugnung der Menschenrechte von Frauen. Frauenunterdrückung ist deren gemeinsame Basis. Die sekularisierten Frauen werden als Spielsache betrachtet und die religiösen Frauen als Skavinnen. Die untertänige Madonna - verschleiert oder unverschleiert - wird der emanzipierten nakten Hure entgegengestellt.

Fundamentalistische Staaten und Bewegungen sind sich einig, wenn es um die Unterordnung von Frauen, patriarchale Verhältnisse, Elternautorität, Vielehe, Mißhandlung der Ehefrau, den Begriff der Ehre und Scham sowie andere Normen und Werte geht, welche eine Integritätsverletzung von Frauen beinhalten. Sie ziehen ihre Kraft nicht aus einer Zusammenarbeit, was geschah, als der Vatikan und die muslimischen fundamentalistischen Staaten und Organisationen sich auf der UNO-Bevölkerungskonferenz in Kairo 1994 entgegenarbeiteten. Gemeinsam organisierten sie den Widerstand gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung und gegen eine tolerantere Betrachtungsweise außerehelicher sexueller Verhältnisse und der Homosexualität.

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©Angelika Friedrich, Jan. 2000

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