Das Recht der Frauen an ihrem Körper

Das Recht der Frauen auf ihren Körper, auf ihre eigene Sexualität und Fruchtbarkeit ist eine Forderung, die von der Frauenbewegung über die ganze Welt verbreitet wurde. Sexualität ist eine Quelle von Lebensfreude und Lust, doch sie wird ebenso ausgebeutet in Pornographie und Frauenhandel.

Eine Frau sollte anziehen können, was sie will, sich verhalten können, wie sie will, ohne sexuellen Übergriffen und Schikanen ausgesetzt zu werden. Das ist ein Menschenrecht. In unserer Gesellschaft wie auch in der übrigen Welt sind Frauen dieses Rechtes beraubt. Das hat seinen Ausdruck in der strukturellen Gewalt, welche auf Frauen ausgeübt wird, am deutlichsten in Pornographie und Prostitution. Diese Erscheinungen werden nicht kriminalisiert, sondern gehören zu einem Teil der akzeptierten Gesellschaftsstruktur. Pornographie und Frauenhandel sind sind gigantische Industrien innerhalb der kapitalistischen Weltwirtschaft, im gleichen Umfang wie Waffenhandel und Arzneimittelindustrie. Via Internet und Fernsehen wird Pornographie immer mehr zugänglich.

In deren schärfster Form, der Gewaltpornographie, stellt es sich für Männer als natürlich und selbstverständlich dar, Prostituierte auszubeuten, Frauen zu erniedrigen, zu mißhandeln und zu vergewaltigen. Dorthin gehört auch die Kinderpornographie, welche der äußerste Ausdruck männlichen Machtmißbrauchs darstellt. Die Botschaft ist, daß Frauen und Kinder eine Handelsware für die Sexualität der Männer seien, welche zu kaufen, verbrauchen und umzubriengen ihnen freigestellt ist. Pornographie ist Werbung für sexuelle Übergriffe. In diesem Sinne ist die Pornographie die Theorie und die sexuelle Gewalt die Praxis.

Pornographie hat nichts mit Erotik zu tun. Es ist nicht Nacktheit, welche in der Pornographie sexuelle Schilderung erfährt, sondern männliche Verachtung. Die Pornoindustrie vermittelt eine Bilderflut, die männliche Dominanz wiederspiegelt sowie Frauenverachtung. Sexuelle Gewalt ist ein Teil der patriarchalen Machtausübung. Die Gewaltpornographie muß mit Hilfe der Gesetzgebung bekämpft werden, damit die eigentlichen Gewalthandlungen strafbar sind.

In Werbung und Medien wird ein Idealbild von Frauen dargestellt, die immer mehr ein Objekt für den Mann sind. In ihrer Jugend lernt das junge Mädchen bei Zeiten, wie es sein und sich benehmen soll, um etwas zu taugen. Das Bild der Massenmedien von der Idealfrau beeinflußt beide, junge Mädchen und Frauen, welches an der Anzahl der Fälle von Anorexie und Bulimie offenkundig wird.

Bei der Prostitution richtet sich der Fokus immer auf die Frauen. Sie sind eine Handelswahre und tragen gleichzeitig die Schuld für den Frauenhandel. Im Verhältnis zwischen Prostituierter - Käufer haben sie den untergeordneten Part. Schließlich handelt es sich hierbei um eine ungleiche Machtrelation zwischen den Geschlechtern. Daher sollten die Kunden der Prostituierten kriminalisiert werden, und nicht die Prostituierten.

Die Gewalt von Männern gegen Frauen, die geschlechtsspezifische Gewalt, ist ein Ausdruck für die Macht der Männer. Die Tatsache, daß Frauen männlicher Gewalt ausgesetzt sind, ob es sich nun um Mißhandlung, sexuelle Schikane, Vergewaltigung oder Inzest handelt, ist in jeder Hinsicht ein Gesellschaftsproblem, mit den niedrigen Löhnen von Frauen oder der geringen Frauenrepresentation als wichtige Posten in der Gesellschaft. Die geschlechtsspezifische Gewalt hat ihren Ursprung in der patriarchalen Machtstruktur. Um den Rechtschutz von Frauen zu stärken muß die Zuständigkeit des Rechtswesens verbessert werden, wenn es um Frauenmißhandlung oder sexuelle Gewalt geht.

Wenn Frauen unter dem Deckmantel von Familienehre oder kulturellen Traditionen mißhandelt und getötet werden dafür, daß sie völlig zurecht Widerstand gegen die unterdrückende Sitte und das Normensystem leisten, so ist dies noch immer eine Auswirkung der patriarchalen Machtausübung. Die Verstümmelung von Frauen ist eine andere Form, die Sexualität der Frauen zu kontrollieren und deren unterdrückte Stellung zu konservieren. Ein entscheidendes Glied im Kampf für die Frauenbefreiung ist daher der Kampf gegen die Frauenverstümmelung.

Die schwedischen Behörden, welche auf Grund ihrer Passivität an dem organisierten (Ehe-) Frauenimport mitwirken, üben eine institutionelle patriarchale Gewalt aus. Dies geschieht wohl mit Wissen um die Tatsache, daß Frauen, die auf diese Weise nach Schweden geholt wurden von einem Mann, der sie mißhandelt und sich an ihnen vergeht, es nicht wagen, sich anzumelden, da sie damit wahrscheinlich Gefahr laufen, des Landes verwiesen zu werden. Anstatt zu schauen, daß die Frauen den Schutz und die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, erkennen die Behörden Übergriffe auf die Frauen an, indem sie das "Umtauschrecht" des Mannes ausführen.

Frauen sind ringsumher in der Welt sexueller Gewalt in Terror- und Kriegshandlungen ausgesetzt. Sie werden verfolgt, verhaftet, gefoltert und vergewaltigt auf Grund ihrer politischen Aktivität. Immer seltener bekommen diese Frauen Asyl, sondern sie werden zurückgeschickt zu ihren Vergewaltigern und Henkern. Dies ist ein doppelter Verstoß gegen die Menschenrechte, welcher ganz offen von den schwedischen Behörden begangen wird.

Um diese Einstellung zu verändern und Verbrechen zu verhindern erfordert es eine durchgreifende Diskussion in der Gesellschaft darüber, was Männer mit Frauen als Frauen machen. Doch das allein genügt noch nicht. Das, was sich als Begleiterscheinung von Krieg und Machtausübung im Namen von Religion und Kultur ereignet, nämlich daß Frauen verstümmelt, ausgepeitscht, vergewaltigt und getötet werden, muß die Menschen, egal ob individuelle MitbürgerInnen und politische BeschlußfasserInnen zum Reagieren bringen und zu der Einsicht, daß es bei der Gewalt gegen Frauen in all ihrer raffinierten Grausamkeit und Unversönlichkeit um Macht geht, um die Macht der Männer über Frauen und über die weibliche Sexualität. Der Protest gegen diese Gewalt muß kraftvoller werden.

In unserer Umwelt werden augenblicklich Abtreibungsgesetzgebung und -praxis verschärft. Die FürsprecherInnen för freie Abtreibung werden mundtot gemacht. Sogar in Schweden gibt es einen Widerstand gegen Abtreibung mit Verzweigung im Reichstag. Selbst wenn die schwedische Abtreibungsgesetzgebung heutzutage festliegt, zeigt dies, daß wir uns nicht zur Ruhe setzen können. Eine Beschränkung des Abtreibungsrechts könnte noch immer eine Methode der Männergesellschaft sein, um Kontrolle auf die weibliche Sexualität auszuüben.

Es ist höchste Zeit, daß männliche Gewalt über Frauen sichtbar wird, und daß auf die Konsequenzen dieser Gewalt für Frauen aufmerksam gemacht wird. Ein wichtiger Meilenstein für die öffentliche Meinung wäre, wenn die Staatsmacht festklopfen würde, Frauenfriede solle herrschen und für alle Frauen gelten, und daß männliche Gewalt gegen Frauen ein Verbrechen ist. Eine Gesellschaft ohne geschlechtsspezifische Gewalt ist ein demokratisches Recht.

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©Angelika Friedrich, Jan. 2000

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